Du wurdest am 27. Juni 1931 als Waltraud Hildegard Gudrun Brodde in Stettin geboren und verlebtest Deine Kindheit in einer wohlbehüteten Familie mit Eltern und Großeltern in Stargard / Pommern. Dein Vater war kaufmännisch tätig, Dein Großvater Verwalter einer großen Getreidemühle.
Dann kam der Krieg. Dein Vater wurde Soldat. Im Januar 1945 stellte Dein Großvater einen Treck zusammen, und ihr floht gen Westen, wo Euch in Mecklenburg die Rote Armee eingeholt hatte. Doch Ihr hattet Glück, die russische Kommandantur im Dorf gab Euch Schutz, sodass Euch schlimmeres erspart blieb.
1946 siedelte Familie nach Hamburg-Bergedorf über, wo Verwandte großes Hotel besaßen. Dein Vater kam aus Gefangenschaft zurück, nahm die Geschäfte wieder auf, und die Familie zog in die Innenstadt von Hamburg.
Zunächst machtest Du eine kaufmännische Ausbildung bei einer großen Im- und Exportfirma in Hamburg, als Dein Vater 1954 starb.
Du erfülltest Dir Deinen Traum und nahmst Dein Studium an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg auf, bekamst ein Stipendium über das evangelische Studienwerk in Villigst. Während Deines Studiums besuchtest Du mit Freunden die Oper und fuhrst mit ihnen nach Italien.
1959 lerntest Du während des Abschlusssemesters Deinen Kommilitonen Manfred Garstka kennen, den Du im September 1960 geheiratet hast. Du absolviertest Dein Referendariat und lehrtest dann als Studienrätin am Gymnasium Oberalster in Hamburg das Fach Kunsterziehung.
1964 kam Deine Tochter Juliane zur Welt, vier Jahre später 1968 ich als Dein Sohn. Bis 1971 lebte die junge Familie in einer großen Altbauwohnung in Hamburg-Uhlenhorst gegenüber der Kunsthochschule.
Wie mein Vater liebtest Du südliche Pflanzen und warst Du ein großer Griechenland–Fan; unternahmst mit ihm 5 Reisen, die letzte zusammen mit den Kindern 1973. Die Sehnsucht nach dem Süden war der Grund für den Umzug 1971 nach Eberbach, wo Du fortan am Hohenstaufen Gymnasium das Fach Kunsterziehung lehrtest und zur Oberstudienrätin ernannt wurdest. Die Arbeit im Kreis netter Kollegen machte Dir viel Freude. Du warst sehr beliebt und wurdest über Jahre hinweg Vertrauenslehrerin der Schüler.
1972 zog die Familie nach Neckargerach und mietete zunächst eine alte Villa, kaufte dann 1977 ein Haus mit Garten. In dieser Zeit zogen die ersten afghanischen Windhunde mit ein, die uns die kommende n Jahrzehnte begleiten sollten, und Du begannst mit einer Zucht nach Deinen eigenen Vorstellungen und machtest von 1978 bis 1986 insgesamt 5 Würfe. Parallel dazu beschäftigtest Du Dich mit der Vererbung der Fellfarben der Hunde und hattest bald darauf eine hochinteressante Korrespondenz mit Wissenschaftlern dieses Spezialgebiets. Besondere Anerkennung erhieltst Du als Sachverständige in einem Gerichtsprozess 1983.
10 Jahre später, 1993, wurdest Du pensioniert. Nun begann Dein neues Leben, und Du begannst zu schreiben und zu malen. Dein erster Roman „Die Treppe“ entstand, gleichzeitig eine Serie von Ölbildern, teilweise als Illustration.
Dein ganzes Leben lang spielte die Musik immer eine große Rolle, und in den folgenden Jahren war es insbesondere Peter Gabriel, der Dich inspirierte; wir besuchten zusammen seine Konzerte. Es entstanden großformatige Bilder speziell von Peter Gabriel, aber auch von andern Musikern und Künstlern wie z.B. Bruce Springsteen, Kurt Cobain oder Picasso. Nicht vergessen aber auch die großformatigen, allegorisch anmutend ergreifenden Bilder aus dem Entsetzen über den Irak- und Jugoslawien-Konflikt.
Du engagiertest Dich für den Tierschutz und für Amnesty International.
Dein Leben lang hast Du gelesen; alles, was die Weltliteratur her gab. Ende der 2000er Jahre widmetest Du Dich der Literatur über die römische Geschichte. Die Beschäftigung gab den Stoff für den zweiten Roman „Der schwarze Diamant“. Wir fuhren in dieser Zeit zudem mehrmals zusammen nach Venedig und Florenz, und ein dritter Roman „Das Lied der Laute“ entstand aus der Beschäftigung mit der Renaissance sowie der Musik von John Dowland und wurde 2013 fertig.
Dein vierter Roman mit dem Titel „Verluste“ über Deine Kindheitserlebnisse im zweiten Weltkrieg bleibt nun leider unvollendet.
In den folgenden Jahren ließen die Kräfte erkennbar nach, einige Operationen waren zu überstehen. Nachdem Du 2018 und 2019 schwer stürztest, wurdest Du bis zu Deinem Lebensende im Lebensrad Eberbach betreut.
Du schriebst am Ende Deines Romans „die Treppe“:
Ich glaube, ich habe etwas vergessen, etwas Wichtiges... Dieses Gefühl habe ich nun auch, wenn es darum geht, Dein reichhaltiges Leben in ein paar Sätzen zusammenzufassen.
Du hast Dein Leben lang die Hunde geliebt, und oft hatten wir den Eindruck, sie verstehen einen besser als die Menschen. Es waren nicht nur die Afghanischen Windhunde sondern später auch die Salukis, die uns begleiteten.
Wenn ein Hund von uns geht sagt man, er ist über die Regenbogenbrücke gegangen und wartet am anderen Ende. Nun bist du selbst über diese Brücke gegangen, vielleicht haben sie Dich dort begrüßt - Leila, Bifi, Arani, Kucku, Juma, Dounja…
Wie oft haben wir zusammen überlegt, ob es da draußen etwas gibt im Universum. Und ob das alles einen Sinn hat…
Am Tag, bevor du gegangen bist, hast du meinen Vater und mich wie so oft gefragt, wie es uns geht. Und ob wir Dir mal wieder Himbeeren mitbringen können… Leider konnten wir Dir diesen letzten Wunsch nicht mehr erfüllen.
Du hast gelächelt. Ich bin dankbar, dass ich Dich so in Erinnerung behalten darf.
Wenn immer etwas passierte in meinem Leben, Du warst immer für mich da. Du warst nicht nur meine Mutter, Du warst einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ich werde Dich vermissen.
In stiller Trauer,
Christoph
Danke an die lieben Menschen nah und fern, die in dieser schweren Zeit da waren.