Zum Thema Modedesign:Ein paar Vorabgedanken...Das größte Übel an der Mode ist Mode selbst, dieses ewige kollektive Nachaffen von irgendetwas, anstatt die eigene Individualität auszuleben; allerdings war das bereits im alten Rom schon so, und deswegen wird sich da wohl auch in den nächsten Jahrtausenden nichts ändern, weil die Gehirne ja nicht so schnell wachsen. Trotzdem sei an dieser Stelle gesagt: mir selbst geht es nicht um Mode sondern um das Design von Kleidung. Das aber nur vorab einmal angemerkt und nun wieder zurück zur Mode, bzw. dem, was in der Regel darunter verstanden wird...
Was die Herrenmode betrifft, ist wohl auf alle Zeit Hopfen und Malz verloren, und ich glaube nicht, daß sich da im Laufe meines Lebens noch bahnbrechend etwas ändern wird. Eigentlich schade, denn es hat seit Antike auch interessante Ideen in Sachen Kleidung für Männer gegeben; aber die Herren der Schöpfung sind in Bezug auf Kleidung wohl einfach zu konservativ und finden zudem noch alle modischen Experimente ihrer Artgenossen vorschnell albern oder stecken sie gar in die Schublade "schwul" (Mag sogar sein, daß homosexuelle Männer in Bezug auf Kleidung experimentierfreudiger sind, aber das ist nur positiv zu sehen!), inzwischen tragen ja sogar schon die Chinesen die selben langweiligen Anzüge wie im Abendland. So bleibt wohl bis auf weiteres nach wie vor nur die Damenmode übrig, um kreativ zu arbeiten, und ich gebe zu, daß mich letzteres ohnehin mehr interessiert, wenn ich selbst etwas entwerfe.
Bevor ich meine eigenen Entwürfe erläutern möchte, vielleicht zunächst aber ein paar allgemeine und eher kritische Bemerkungen zum Thema Mode. Über Geschmack kann man ja bekanntlich nicht streiten, doch leider muß ich feststellen, daß ich über die Jahre zunehmend ein Schwinden von Individualität beobachte, was für Mode eher tödlich ist. Besonders schlimm ist die immer weiter zunehmende Markenorientierung, bei der es darum geht, Kleidung als Statussymbol zu mißbrauchen. Und rein optisch ist es dazu kaum zu glauben, daß ein T-Shirt mit dem großen Aufdruck des Namens eines Markenherstellers teuer gekauft werden muß, wirkt es doch so lächerlich wie Werbegeschenk. Ich fürchte, daß die wenigen verbliebenen großen Hersteller systematisch versuchen, sich ein Käuferpublikum heranzuzüchten, daß unkritisch und willenlos mitgeht, koste es, was es wolle; und das haben sie scheinbar in dem einen oder anderen Fall schon geschafft. Natürlich ist es gerade in jungen Jahren wichtig, die eine oder andere Mode mitzumachen und sich dadurch ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl und eine eigene Identität zu geben. Und es muß nicht alles, was man macht, jedem gefallen, schon gar nicht den Eltern oder Lehrern, sonst würde die Menschheit auch heute noch ganz schön auf der Stelle treten. Doch sollte eine Kultur immer aus dem eigenen Inneren heraus entstehen und nicht von außen durch Konzerne oder Medien an einen herangetragen oder gar definiert werden!
Zum Design im Augenblick (anno 2014) selbst ist anzumerken, daß ich selten so etwas gähnend langweiliges wie in Moment gesehen habe. War es zwischen 2007 und 2012 ja noch wirklich sehr spannend, ist das, was man in Moment in Sachen Mode sieht (mit ganz ganz wenigen Ausnahmen), einfach nur so langweilig, dass man sich echt fragt, was mit den Frauen eigentlich los ist?! Es wird allenfalls noch getoppt durch die Mode der zum Glück inzwischen toten Techno-Welle mit ihren verhungerten Models, den zu kleinen Pullovern, den bis zum Gesäß herunterrutschenden Hosen mit ihrer wenig reizenden Nabel- und Speckröllchen-Schau, das Dümmste, was überhaupt jemals Mode war und auch in Ansätzen leider immer noch viel zu oft zu sehen ist. Bislang konnte ich ja immer gut verstehen, daß es Frauen an Männern äußerst unsexy finden, wenn der Bierbauch über den Hosenbund raushängt; warum sie sich Ende der 90er Jahre selbst eine Mode kreieren ließen, die einen ähnlichen Effekt bei ihnen selbst verursacht, ist mir nach wie vor schleierhaft. Meines Erachtens unterliegt die Kleidung immer der Grundform des menschlichen Köpers, und es kann nichts Ansehnliches dabei herauskommen, wenn man diese optischen Gesetze wider besseres Wissen bricht, indem man z.B. quasi versucht - wie eben jüngst geschehen -, die Taille nach unten zu verschieben, weil das angeblich schlanker machen soll, aber nicht bedacht hat, daß die kurzen Beine dazu ziemlich dämlich aussehen. Na ja, Trend hin Trend her, jede optische Katastrophe löst sich ja zum Glück irgendwann wieder von ganz allein, auch wenn es wahrscheinlich nur ein Frage der Zeit, bis so ein Blödsinn wieder aufersteht, denn den Modemachern fällt inzwischen ja kaum noch etwas ein, außer in der Vergangenheit zu gründeln...
Zu meinen Modeentwürfen...In Bezug auf meine eigenen Entwürfe muß ich sagen, daß es mir nicht darum geht, ein Gegengewicht zu bestehenden Modetendenzen zu schaffen oder mich ihnen zu fügen, sondern mehr um einem Freiraum, in dem ich die eigene Fantasie ausleben kann. Oder um es anders zu sagen, es ist mir völlig egal, ob etwas gerade Trend ist oder nicht; manch ein Entwurf hat bereits mehrere Höhen und Tiefen hinter sich, war tendenziell mal in oder auch völlig out. Ich will weder Trends machen noch mich an ihnen beteiligen, sondern alles eher als etwas Zeitloses verstehen; als meine eigene Idee, die nur dieser selbst unterworfen ist.
Erstmals konkreter wurde ich mit dem Thema Mode Anfang der 90er Jahre konfrontiert, als es darum ging, Kleidungsstücke in Zusammenhang mit meinem Roman zu entwerfen. Zwar gab es viele Ideen auch schon früher, doch nun mußte ein roter Faden her. Im Mittelpunkt stand dabei, eine Mode zu kreieren, die zwar auch die Umsetzung meiner eigenen Ideen entsprach, bei der es aber auch noch vorstellbar war, daß sie herstellbar und in gewisser Weise auch noch tragbar ist.
Nüchtern betrachtet mag das, was Claudia so auf meinen Zeichnungen vorstellt, ein wenig unspektakulär anmuten, zumindest wenn man es mit dem vergleicht, was häufig auf großen Modeschauen zu sehen ist, doch habe ich schon immer einen Faible für sachliche Formen sowie einfarbige, unbedruckte Stoffe gehabt.
Im Mittelpunkt steht ein klares, wie gesagt eher zeitloses Design, daß die einzelnen Elemente und Materialien zur Geltung bringen soll. Die Gesamtform ergibt sich als Verbindung der Teilformen. Diese Teilformen sollen aber auch aus der Distanz betrachtet nachvollziehbar bleiben. Jede Teilform besteht daher möglichst nur aus einem Material. Vorstellbar sind für mich dabei Baumwollstoffe ebenso wie Seide, Samt oder Leder, für die Accessoires auch die verschiedensten Metalle. Synthetisches finde ich dagegen meist eher weniger prickelnd, lehne es aber auch nicht völlig ab; für den Roman waren allerdings eher Materialien gefragt, die möglichst natürlichen Ursprungs sind.
Egal was es aber letztendlich ist, die Materialien müssen nicht unbedingt edel sein. Glamour, Reichtum und Statussymbole bedeuten mir auch im realen Leben nichts, wenn gleich der Charme einiger Materialien dabei nicht abgestritten werden soll. Er ist meines Erachtens aber nicht zwingend notwendig.
Bei den Schnitten spielt sicherlich - wie ja letztlich sehr oft in der Mode - auch ein erotischer Reiz eine nicht unbedeutende Rolle, wenn gleich auch nicht die, die man auf den ersten Blick zu erkennen glaubt. Es mag sein, daß es an der Reizüberflutung unserer heutigen Zeit liegt, aber ich habe schon sehr früh festgestellt, daß Kleidung die erotischen Ausstrahlung einer Frau mehr bestimmt als der reine nackte Körper, den ich eher mit einer biologisch-natürlichen Sachlichkeit betrachte und der keineswegs das non plus ultra in Sachen Erotik ist. Mit den Tendenzen auf vielen Modeschauen zu immer mehr Nacktheit, kann ich daher nicht so viel anfangen und muß sogar sagen, daß die Frauen in den 50er Jahren oftmals erotischer gekleidet waren als in den 90ern. Ganz abgesehen davon, ist inzwischen ohnehin alles an Nacktheit bereits gezeigt worden. Und die Ursache dafür, daß die Menschen immer noch nicht nackt auf der Straße rumlaufen, liegt wahrscheinlich allein darin begründet, daß die Hersteller dann keine Mode mehr verkaufen könnten.
Obwohl es für mich in der Regel immer nur um die Zeichnung geht, ist es manchmal notwendig sich Schnittmuster und Nähte sehr genau zu überlegen. Zum realen Nachbau ist es - abgesehen von einigen kleinen Experimenten - bislang allerdings noch nicht gekommen, nicht zuletzt, weil mir dazu das handwerkliche Geschick und vor allem die Zeit, um es zu erlernen, fehlt.
Viel Wert lege ich auf die Accessoires, denn ich finde, daß sie sehr viel über einen Menschen aussagen, mehr noch als die Kleidung allein. Hier finden sich oft auch noch in einer ansonsten rein modisch orientierten Kleidung gewisse Spielräume für eine individuelle Entfaltung. Ein Zuviel an Accessoires, daß häufig eher belächelt wird, stört mich nicht. Ganz im Gegenteil. Schmuck entwickelt für mich zudem einen besonderen Reiz, wenn er über Jahre hinweg einen Menschen begleitet. Allerdings steht gerade hier für mich allenfalls der ideelle Wert im Vordergrund und nicht der materielle. Modeschmuck gefällt mir oft auch in der Realität besser als echter Schmuck, schon allein, weil er nicht als Statussymbol gedacht ist. Einen besonderen Faible habe ich für breite Gürtel, die ich seit je her als modisches Accessoire unerläßlich fand, geben sie doch selbst einer weiten, legeren Kleidung eine gewisse Form und sorgen für einen harmonische Teilung des Körpers bis hin zu einer besonderen erotischen Ausstrahlung durch die Betonung der Körperformen. Und ich habe auch noch keine Frau gesehen, der das nicht gestanden hat.
Bei den von mir entworfenen Accessoires gilt das gleiche wie für die Kleidung selbst, und ich sehe sie als wichtigen Bestandteil des Ganzen. Auch hier spielt für mich ein klares Design aus geometrischen Grundelementen eine große Rolle.
Anregungen hole ich aus nahezu allen Epochen. Besonders interessant finde ich auf Grund ihrer Einfachheit die Mode der Antike, bei der es nicht selten galt, einfach ein mehr oder weniger kompliziert geschnittenes Tuch als Kleidungsstück zu verwenden. Weitere wichtige Einflüsse kommen zudem aus der Landhausmode und - wie sicherlich unübersehbar - aus dem Fantasy- und Fetischbereich, aber auch ab und an der Steampunk-Bewegung. Am anregendsten sind dabei immer die Elemente, die ich nicht in Katalogen oder Filmen sehe, sondern im "richtigen" Leben. Die ich dann lediglich durch Kombination der verschiedenen Eindrücke zu einer Einheit leicht überhöhe.
Last not least soll natürlich noch gesagt sein, daß die Kleidungsstücke, die ich entwerfe, in einem starken Zusammenhang mit meinen Zeichnungen stehen, und das wichtigste Werkzeug für mich der Bleistift ist. So möchte ich auch nicht verschweigen, daß das ein oder andere Kleidungsstück auch schon mal spontan einfach aus einer Kompositionslinie heraus entsteht...
(Die letzte Aktualisierung dieser Seite erfolgte am 12.11.2014 um 12:11 Uhr!)